Diabetes & Sport

Stoffwechselstabilität unter erschwerten Bedingungen

Körperliche Aktivität und Sport sind für jugendliche Diabetiker wichtige Bausteine der normalen körperlichen und psychosozialen Entwicklung. Dabei ist ein umsichtiges Vorgehen wichtig, um gefährliche Blutzuckerschwankungen zu vermeiden. Bei einem einwöchigen Outdoor-Sportevent in Slowenien bewiesen 14 jugendliche Diabetiker, dass sie auch bei großer körperlicher Belastung ihren Blutzucker einregeln können. Auf dem Programm standen u.a. Bergsteigen, Mountainbiken, Raften und Canyoning. 

Mit einem mehrmonatigen Trainingsprogramm bereiteten sich die Typ-I-Diabetiker im CJD Asthmazentrum Berchtesgaden auf den "Outdoor-Fünfkampf" vor. Bei mindestens zwei bis drei wöchentlichen Vorbereitungsterminen wurde die körperliche Fitness und das individuelle Diabetesmanagement weiterentwickelt. Der Sportwissenschaftler Torsten Vetters und ein fünfköpfiges Team aus dem CJD Berchtesgaden beobachtete und betreute die Teilnehmer bei dem Outdoor-Event: "Während die 14 Jugendlichen zwischen 11 und 18 Jahren im Alltag ca. 20 bis 32 BEs benötigen, stieg der Kalorienbedarf durch die täglich hohe körperliche Belastung während des Outdoor-Programmes deutlich an". Mit Hilfe ihres individuellen Therapieplanes konnten die Teilnehmer ihren aktuellen Insulinbedarf zu den jeweiligen Mahlzeiten ermitteln, und sich entsprechend spritzen. Zur Vermeidung von (v.a. nächtlichen) Hypoglykämien musste zudem der basale Insulinbedarf immer wieder neu eingeschätzt und dementsprechend auch die basale Insulinversorgung angepasst werden. Die relativ eigenständigen Stoffwechselkontrollen bei täglich aufeinander folgenden, hohen und andauernden körperlicher Belastung war für die Teilnehmer eine große Herausforderung aber auch ein wichtiges Schulungsziel des gesamten Programms. Die Teilnehmer reagierten mit einer deutlich erhöhten Anzahl von Blutzuckermessungen - durchschnittlich ca. 12 Messungen täglich. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Prophylaxe belastungsinduzierter akuter Hypo- und Hyperglykämien gewidmet. Die individuelle Anpassung der Insulindosierungen an die Aktivitäten war durch die während der Vorbereitung gesammelten Erfahrungen sehr gut möglich. Dazu erstellte jeder Patient ein persönliches Sporttagebuch, in dem entsprechende Vorgaben und Regeln dokumentiert, diskutiert und vielfach ausprobiert wurden. "Diese Erfahrungen waren dann vor Ort in Slowenien sehr wertvoll", so Torsten Vetters, "als Schulungs- und Motivationstool haben sich bei uns in Berchtesgaden Projekte wie der Outdoorfünfkampf im Rahmen der längerfristigen Rehabilitation von jugendlichen Diabetiker sehr gut bewährt".

Empfehlungen für Bewegung und Sport

  • Reduktion der Insulindosis vor geplanten Aktivitäten oder Aufnahme zusätzlicher Kohlenhydrate ("Sport-BE"), wenn der Entschluss zur Bewegung spontan erfolgt, wie es bei Kindern und Jugendlichen oft der Fall ist.
  • Kein Sport bei Blutglukosewerten > 250 mg/dl (17mmol/l) und bestehender Ketonämie/Ketonurie sowie bei Werten < 60 mg/dl (~ 3 mmol/l).
  • Günstig sind Blutglukose-Ausgangswerte von etwa 180 mg/dl (10,1 mmol/l) vor der Aktivität.
  • Allgemeingültige und universelle Regeln gibt es jedoch nicht, vielmehr sollten Diabetiker individuelle Strategien auf der Basis persönlicher Erfahrungen entwickeln. Hilfreich ist dabei das Führen eines "Sporttagebuches", in dem unter anderem detailliert die Blutglukosemessungen vor, während und nach Sport, Insulindosisanpassungen vor und nach Sport und Kohlenhydrataufnahmen dokumentiert und ausgewertet werden können, um individuelle Anpassungsregeln zu erarbeiten.
  • Mitführen eines Notfall-Set (Blutzuckermessgerät, ausreichende Menge an Notfall-BE wie beispielsweise Cola, Traubenzucker, Apfelsaft etc., Glukagon zur Injektion bei schweren Hypoglykämien und ggf. Insulin).