Runter von der Couch

12.08.2015 CJD Berchtesgaden – Gesundheit – Bildung - Beruf « zur Übersicht

Fernsehen und Süßigkeiten waren Michaelas beste Freunde. Die Folge: starkes Übergewicht. Alleine kann die 13-jährige das Problem kaum lösen. Um abzunehmen und einen neuen, gesunden Lebensstil zu lernen, sind spezielle Rehabilitationshilfen nötig.  

Als sie zehn Jahre alt war, begann bei Michaela das Problem. Nach der Schule setzte sie sich vor den Fernseher und futterte Süßigkeiten. In kurzer Zeit nahm sie zu, und seither zeigte die Waage jedes Mal mehr an, wenn sie sich darauf stellte. Emotionale Belastung und Stress machten die Sache nicht besser. Zuletzt wog das Mädchen aus München schließlich 87 kg. Sie beschloss, dass es so nicht weiter machen wollte. Ihr Kinderarzt schlug ihr eine vierwöchige Rehabilitation in den Berchtesgadener Alpen vor. „Wo im Sommer Wanderer und Mountainbiker die Berge erklimmen, und im Winter Skifahrer und Snowboarder durch die verschneite Landschaft toben, ist gerade der richtige Ort, um einen übergewichtigen Teenager zu einem bewegteren Lebensstil zu motivieren“, erklärt Alla Kraus, Ärztin und Adipositastrainerin in der CJD Oberau Health & Activity Lodge.

Das Adipositaszentrum des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands liegt auf rund 1.000 m Höhe in alpiner Umgebung mit Blick auf imposante Gipfel wie dem 2.713 m hohen Watzmann. Michaela gefällt es dort sehr gut: „Am Anfang hatte ich Heimweh, aber jetzt ist alles super. Alle sind sehr nett, und das Essen schmeckt lecker“. Vier Wochen verbringt sie in der Lodge. Am Anfang ist der viele Sport und die Bewegung ungewohnt, und abends fällt sie müde ins Bett. Aber schon nach kurzer Zeit merkt sie, wie sie fitter wird. Ihre Kondition wird besser, die Muskulatur kräftiger. „Das ist ein wichtiger Aspekt“, erklärt Adipositastrainerin Alla Kraus, „damit erhöht sich der Grundumsatz, wodurch das Abnehmen leichter fällt und langfristig nicht so leicht jede Kaloriensünde gleich aufs Gewicht durchschlägt“. Michaela trägt am Oberarm ein Band mit Sensoren, die u.a. diesen Grundumsatz messen. Die erste Auswertung zeigt schon einen positiven Trend.

Bei der vierwöchigen Rehabilitation lernen die Kinder und Jugendliche in altersgerechten Gruppen alles Wichtige über eine gesunde Ernährung und erfahren, wie sich ihr Essverhalten im Alltag positiv verändern lässt, z.B. durch Einkaufstraining und gemeinsames Kochen. Die Gruppendynamik hilft dabei - auch beim Sport. Durch gemeinsame Erfolgserlebnisse bekommen die übergewichtigen Rehabilitanden Spaß an Bewegung und Aktivität, etwas, was für viele vorher völlig undenkbar war. In den vier Wochen nehmen die Kinder und Jugendlichen durchschnittlich 4 bis 8 Kilogramm ab – ein erster Schritt auf dem langen Weg, ihr Übergewicht los zu werden. Auch für Michaela: „Ich will sieben Kilo abnehmen. Ich denke, das wird klappen, und ich muss dafür nicht einmal hungern. Wir essen einfach gesünder und bewegen uns mehr“. „Die Jugendlichen sollen ein normales Essverhalten lernen. Deshalb bekommen sie bei uns eine leicht kalorienreduzierte Kost, von der sie aber durchaus satt werden“, betont Alla Kraus. „Um dauerhaft das Übergewicht in den Griff zu bekommen, ist eine grundlegende Lebensstiländerung nötig, und das geht nicht im Hauruckverfahren.“ Das erklären die Medizinerin und die Therapeuten des Adipositaszentrums auch den Jugendlichen und bereiten sie vor auf die Zeit nach dem Rehabilitationsaufenthalt. Dann wird sich zeigen, wie sie das Gelernte langfristig umsetzen.

Michaela weiß schon sehr genau, wie sie weitermachen will: „Ich habe hier Übungen gelernt, die ich jeden Tag machen kann. Und wenn ich noch ein bisschen mehr abgenommen habe, will ich in einen Tanzverein gehen“. Ein guter Plan: Hip-Hop verbrennt schließlich ordentlich viele Kalorien.